Initiative gegen Diabetes unter Afrikanern&Arabern in NRW

Projektleiter: Abdelmoula Kangoum, Ph.D., MD, Duisburg,
Vorsitzender Deutsch-Afrikanischer Ärzte-Verein in der BRD (DAAEV) e. V.

Das Bundesland NRW ist für eine große Zahl älterer afrikanischer Einwanderer zu ihrer neuen Heimat geworden. Die meisten der etwa 16.000 Afrikaner, die über 60 Jahre alt sind, kamen als Arbeitsmigranten in den frühen 1960er Jahren in die Bundesrepublik. Allerdings werden diese Menschen durch öffentliche Gesundheitsaufklärung kaum erreicht. Dies liegt vor allem daran, dass ihre Kenntnis der deutschen Sprache oft nur ungenügend ist, erläutert Dr. Abdelmoula Kangoum, Vorsitzender des Deutsch-Afrikanischen Ärzte-Vereins in der BRD (DAAEV). Dem DAAEV ist es ein wichtiges Anliegen, gerade die älteren Migrantinnen und Migranten über Diabetes aufzuklären.

Bei vielen Afrikanern liegt eine genetische Disposition für Typ-2-Diabetes vor. Durch die gezielte Ansprache von afrikanischen Mitbürgern z. B. in Gemeinden und Moscheen, Sportorganisationen und Verbänden soll auf Diabetes hingewiesen und erste Aufklärungsarbeit geleistet werden. Im Rahmen der Veranstaltungen füllen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch einen Fragebogen aus, mit dessen Hilfe der DAAEV die Diabetes-Prävalenz evaluieren möchte. 400 ausgefüllte Bögen liegen bereits vor.

Aufklären und Vertrauen schaffen

Eine Diabetes-Broschüre, die es mittlerweile in verschiedenen afrikanischen Sprachen, Arabisch, Englisch, Französisch und Portugiesisch gibt, soll die Aufklärung unterstützen. „Die Tatsache, dass die Broschüre von afrikanischen Ärzten konzipiert wurde, weckt bei den älteren Menschen Vertrauen“, weiß Kangoum. „Bei der Verteilung der Broschüren nehmen wir uns Zeit, um eventuelle Fragen in der Muttersprache der Fragesteller zu beantworten.“ Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist, dass die selbst aus Afrika stammenden Ärztinnen und Ärzte die regionalen kulturellen Tabus kennen. „Die Menschen vieler afrikanischer Kulturen glauben, dass Krankheiten das Ergebnis von übernatürlichen Phänomenen, Ungnade mächtiger Kräfte, Hexenwerk oder Wut der Vorfahren sind“, erläutert Kangoum. Nicht selten kommt es daher zu Konflikten zwischen deutschen Ärzten und den älteren afrikanischen Patienten. Es sei wünschenswert, wenn die deutschen Ärzte etwas mehr über die fremden Kulturen ihrer Patienten wüssten. Ein erster Schritt dazu könnte sein, dass die Ärztekammern mehr Fortbildungsveranstaltungen zu „Kultur und Gesundheit“ anbieten, so Kangoum. „Zudem würden wir gerne unsere deutschen Kolleginnen und Kollegen an unseren Kenntnissen der afrikanischen Konzepte über Krankheit und Gesundheit teilhaben lassen. Hier sind wir jedoch noch in der Planung.“

Hilfe zur Selbsthilfe

„Wir möchten bei diesem Projekt insbesondere die ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ auszeichnen. Es ist enorm, mit welchem hohen sozialen Engagement sich alle Beteiligten einbringen“, lobte Laudator und Juryvorsitzender Prof. Dr. Cornel Sieber aus Nürnberg. Die Jury möchte mit ihrer Wahl aber auch den Signalcharakter betonen, den dieses Projekt ausstrahlt. „Wir wollen diese Initiative stellvertretend für alle Projekte oder Personen ehren, die Aufklärungsarbeit bei Migranten leisten, welche ansonsten aus dem Raster der üblichen Gesundheitsaufklärung fallen.“

Das Preisgeld von 8.333 Euro soll dazu eingesetzt werden, die Informationskampagne gegen Diabetes unter Afrikanern und Arabern in NRW weiter voran zu bringen. So sollen unter anderem die Kosten für die Herstellung der Informationsbroschüren gedeckt werden.

Ansprechpartner Projekt:

Abdelmoula Kangoum, Ph.D., MD

Tel.: 0203-2896966
E-Mail: info@daaev.de